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Wenn der Bass über das Festivalgelände rollt, Menschen tanzen, lachen und die Sonne langsam untergeht, dann weiß ich: Das ist mein Arbeitsplatz. Ich bin Andreas Konze, freiberuflicher Kameramann, und ich filme Festivals, Konzerte und Events – mit Leidenschaft, Erfahrung und einem Auge für die besonderen Momente.
In diesem Beitrag zeige ich dir, wie ein Festival-Wochenende aus meiner Perspektive aussieht – von der Vorbereitung bis zum letzten Cut im Schnittprogramm.
Anfragen, Planung & Organisation
Bevor ich die Kamera überhaupt einschalte, beginnt die Arbeit lange vorher.
Wenn mich ein Festival anfragt, bespreche ich mit dem Veranstalter die wichtigsten Eckpunkte:
Wie groß ist das Event? Wie viele Tage bin ich vor Ort? Welche Momente sind besonders wichtig – Emotionen, Publikum, Bands oder Aftermovie-Stimmung?
Dann folgt das Zeitmanagement. Ich plane meine Route, checke Akkus, Speicherkarten, Ladegeräte, Objektive, Schulterrig, Mikrofone und Stative.
Alles wird getestet – Kamera ein, Fokus prüfen, Blende checken, Weißabgleich kontrollieren, Tonpegel checken.
Wenn alles funktioniert, wird wieder auseinandergebaut und sicher verpackt. Denn auf einem Festival muss alles reibungslos laufen – da gibt es keine zweite Chance.
Anreise – Auf zwei Rädern oder vier
Ich liebe es, mit dem Moped zu fahren. Wenn das Festival nicht weiter als 100 Kilometer entfernt ist, nehme ich die kleine Maschine:
Klamotten, Taschen, Equipment – alles sicher verstaut.
Bevor ich losfahre, prüfe ich Öl, Reifen, Bremsen und das Licht. Dann noch einmal tanken.
Schon die Anfahrt bringt Festivalstimmung: Sonne im Gesicht, Musik im Ohr und die Vorfreude auf drei Tage voller Emotionen.
Diese Fahrten sind für mich mehr als Transport. Es ist der Beginn des Abenteuers. Schon auf der Fahrt denke ich über mögliche Shots nach, über Perspektiven und Szenen.
Bei längeren Strecken nehme ich das Auto, damit ich Technik, Licht und Zubehör sicher transportieren kann.
Ankommen & Einleben
Auf dem Festivalgelände angekommen, geht’s zuerst ans Kennenlernen oder Wiedersehen.
Viele Veranstalter, Musiker und Techniker kenne ich bereits von früheren Events.
Ich habe durch meine Arbeit auf Festivals schon viele neue Freunde gewonnen, mit denen ich auch privat auf Konzerte gehe oder einfach zusammen feiern bin.
Man begrüßt sich herzlich, lacht, tauscht Neuigkeiten aus – und schon ist man wieder mittendrin in dieser besonderen Welt aus Musik, Staub, Licht und Emotionen.
Ich liebe diesen Moment, wenn ich spüre: Jetzt beginnt das Wochenende.
Dann inspiziere ich das Gelände. Ich suche die besten Locations für Shots:
Ein kleiner See mit Zeltspiegelung im Abendlicht, die Bühne bei Sonnenuntergang, die Lichter der Foodstände in der Dunkelheit.
Diese Vorbereitung ist Gold wert – sie entscheidet, ob das Aftermovie später die Emotion des Festivals wirklich transportiert.
Technik-Check & Aufbau
Mein Arbeitsplatz ist oft ein improvisierter Tisch im Backstagebereich.
Hier baue ich meine Kamera auf – die Blackmagic Pocket Cinema Camera 4K, mein treuer Begleiter für Kinolook und Dynamikumfang.
Ich montiere das Schulterrig, prüfe das Fokusverhalten, teste meine Objektive und kontrolliere Ton und Licht.
Dann sichere ich alle Akkus und Karten, sodass ich später keine Zeit verliere.
Manchmal filme ich bereits den Aufbau der Bühne, das Verkabeln der Mikrofone, die ersten Soundchecks.
Diese ruhigen Momente vor dem Trubel sind perfekt, um Atmosphäre aufzubauen.
Am Abend sitze ich oft noch mit der Crew zusammen – alkoholfrei, versteht sich. Ein Austausch, ein Lachen, ein kurzer Moment, um runterzukommen, bevor der große Tag beginnt.
Tag 1 – Musik, Menschen, Emotionen
Der erste Festivaltag startet früh. Kaffee, Duschen, Technik-Check – und dann direkt aufs Gelände.
Ich filme das Erwachen des Festivals: die Helfer, die letzten Vorbereitungen, die Sonne, die auf die Bühne scheint.
Sobald die Tore öffnen, bin ich an der Kasse: lachende Gesichter, die Vorfreude der Gäste, das Band ums Handgelenk.
Dann die ersten Bands: Gitarrensoli, Gesang, Publikum in Bewegung.
Ich filme mit präzisem Timing – meist die ersten drei Songs pro Band. Danach wechsle ich die Perspektive, sichere die Daten und suche neue Motive.
Das Gelände lebt: Freunde liegen in der Sonne, Kinder tanzen, Menschen lachen. Ich halte all das fest – nicht nur Bilder, sondern Emotionen.
Und das ist es, was für mich den Unterschied macht: Ich filme nicht einfach. Ich erzähle Geschichten.
Tag 2 – Interviews, Energie & Leidenschaft
Der zweite Tag bringt frische Energie – und neue Aufgaben.
Ich nehme mein Funkstrecken-Mikro mit und führe Interviews mit Besuchern.
„Wie gefällt dir das Festival? Was war dein Lieblingsmoment?“
Diese kurzen Antworten bringen Menschlichkeit ins Video.
Ich filme Foodtrucks, Handwerksstände, lachende Gruppen, spielende Kinder.
Zwischendurch gönne ich mir Momente der Ruhe: Augen zu und einfach nur Musik hören.
Denn wer Emotionen filmen will, muss sie auch selbst spüren.
Ich achte darauf, genug zu trinken, zu essen (auch wenn das oft spät passiert) und mental präsent zu bleiben.
Filmen auf Festivals ist körperlich und geistig intensiv – aber genau das liebe ich daran.
Tag 3 – Abschied mit Emotion
Am dritten Tag spüre ich immer ein bisschen Wehmut.
Die letzten Shots, letzte Gespräche, letzte Lichter der Nacht.
Ich filme noch einmal die Crowd, die Bands, die Crew beim Abbau.
Dann sichere ich alle Daten doppelt – Laptop und externe SSD.
Wenn alles verstaut ist, setze ich mich kurz hin und lasse das Wochenende Revue passieren.
Was bleibt, sind Erinnerungen, großartige Bilder – und oft auch neue Freundschaften.
Viele Menschen, die ich durch meine Arbeit kennengelernt habe, treffe ich später wieder: auf anderen Festivals, bei Konzerten oder einfach privat zum Feiern.
Das ist es, was ich an meinem Job liebe – er verbindet.
Mein Fazit
Festivalarbeit ist für mich keine gewöhnliche Filmproduktion.
Es ist Schweiß, Leidenschaft, Musik, Emotion und Menschlichkeit in einem.
Ich filme nicht nur Bands oder Bühnen – ich filme Gefühle, Momente, die man nicht wiederholen kann.
Jedes Festival ist einzigartig. Und jedes Mal, wenn ich meine Kamera anschalte, weiß ich:
Ich halte Erinnerungen fest – für die Menschen, die dort waren, und für all jene, die spüren wollen, wie sich Freiheit anhört.
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